„In voller Montur“
Streiktagebuch aus der Tarifrunde Post – Teil 2
Am Freitag erreicht die Postler der Streikaufruf erst, als sie bereits an der Arbeit sind. Auf der einen Seite muss es nun schnell gehen. Der überforderte Standortleiter telefoniert zum ZSPL – zum „Zustellstützpunkt mit Leitungsfunktion“. Vorgesetzte sind auf dem Weg, das erhöht den Druck gerade auf die Kollegen, die frisch dabei sind und deswegen befristete Verträge haben.
Bis die Vorgesetzten eintreffen, muss gewährleistet sein, dass die Kollegen aus den Teams ihnen gemeinsam – als Masse – gegenüber auftreten. So wird verhindert, dass auf Einzelne Druck aufgebaut werden kann. Normalerweise haben auch Azubis diese Angst. Aber „unser“ Azubi ist gerade dabei, in die SDAJ einzutreten. Angst ist seine Sache nicht, denn er weiß sich zu wehren.
Die Postler haben das vorher unter sich besprochen. Selbst in den Teams, in denen es keine gewerkschaftlichen Vertrauensleute gibt, klappt das recht gut. Geschlossen geht es zum Streiklokal.
Dort wird sich aufgeteilt. Ein Teil legt – wie das ver.di auf den Telefonkonferenzen mit den Vertrauensleuten angeleiert hat – Messenger-Gruppen der Teams mit den Vertrauensleuten an. Ein anderer erfasst den Stand, wo noch gearbeitet wird. Eine dritte kleine Gruppe hilft mit, die nahe MechZB (Mechanisierte Zustellbasis) „leer zu machen“.
Am Samstag geht es dann organisierter ans Werk, ab halb 6 stehen die Streikposten. Einzelne werden zur Agitation einzelner Kollegen wieder in den Betrieb geschickt. Die Kolleginnen vom Postfach kommen diesmal geschlossen mit. Sie werden neu in den Streik einbezogen und freuen sich. „Das erste Mal, dass ich früher zum Dienst komme!“, grinst eine. Eine andere kam bereits mit ver.di-Weste an. „Wenn man hier auftritt, dann in voller Montur“, sagt sie stolz und bezieht ihren Posten. Die Streikfront steht.
(Quelle: uz – https://www.unsere-zeit.de)